Unser Freund Martin Schlager, vielleicht erinnern Sie sich noch an sein Kartoffelspätzle-Rezept (hier klicken), bäckt seit vielen Jahren Sauerteigbrot mit selbstangesetztem Sauerteig. Zu unseren regelmäßig stattfindenden Spieleabenden bringt er immer eines dieser Brote mit, das nicht nur beeindruckend aussieht, sondern auch jedes Mal großartig schmeckt. Mir war es immer zu viel Aufwand, selbst ein Sauerteigbrot zu backen. Warum auch? Schließlich habe ich alle paar Wochen eines von Martin bekommen!
In der coronabedingten Zeit des „social distancing“ konnten unsere Spieleabende natürlich nicht stattfinden, und ich bekam kein Martinbrot. Wir mußten uns auf den Kontakt in unserer kleinen WhatsApp-Gruppe beschränken, in der Martin mir dann aber dankenswerterweise fünf Tage lang kleine Videos mit einem Sauerteig-Ansatz-Kurs geschickt hat. Roggenvollkornmehl hatte ich Gottseidank noch im Vorrat, also konnte es losgehen. Jeden Tag etwas Mehl mit Wasser zu verrühren, ist nun wirklich nicht schwierig. Nach fünf Tagen hatte ich einen pappigen, leblosen Brei, da ich leider Martins Anweisung, den Ansatz an einem warmen Ort ruhen zu lassen, überhört und das Glas mit dem Ansatz immer wieder direkt neben das Fenster gestellt hatte. Ich verrate das an dieser Stelle nur, um Sie vor einem ähnlichen „Schicksal“ zu bewahren.
Also, habe ich das Experiment nochmal von vorn gestartet, den Ansatz direkt neben dem Herd stehen lassen, und nach weiteren fünf Tagen hatte ich einen Sauerteig-Ansatz mit wunderschönen Bläschen und leicht säuerlichem Geruch.
Wenn der Ansatz einmal geschafft ist, kann man damit jeden Tag die wunderbarsten Brotvarianten backen, zum Beispiel mein „Doppelt gebackenes Brot“ (zum Rezept hier klicken), und er ist viel einfacher zu handhaben als Hefe. Von nun an kann ich nicht mehr auf ihn verzichten! Um Loriot leicht abgewandelt zu zitieren „Ein Leben ohne Sauerteig-Ansatz ist möglich, aber sinnlos.“
Roggen-Sauerteig-Ansatz
Zutaten
- 200 g Roggenvollkornmehl
- Ca. 200 ml warmes Wasser
Zubereitung
- Am 1. Tag:
- In einem sauberen, großen Marmeladen- oder Gurkenglas 75 g Roggenvollkornmehl mit 75 ml warmem Wasser gründlich verrühren. Das Glas mit einem sauberen Stück Küchenpapier abdecken, und ein Gummi über den Glasrand stülpen, um das Papier zu befestigen. Das Glas an einen warmen Ort, z.B. neben dem Herd, 24 Stunden stehen lassen.
- Am 2. Tag:
- Die Mehl-Wasser-Mischung durchrühren. Falls die Masse zu dick erscheint, etwas warmes Wasser unterrühren. Sie sollte die Konsistenz von flüssigem Brei haben.
- Am 3. Tag:
- 75 g Roggenvollkornmehl und 75 ml warmes Wasser unter die Mischung rühren. Das Glas wieder abdecken und weiter ruhen lassen.
- Am 4. Tag:
- 50 g Roggenvollkornmehl und 50 ml warmes Wasser unterrühren, abdecken und ruhen lassen.
- Am 5. Tag:
- Der Ansatz sollte nun fluffig, voller Bläschen und somit einsatzbereit sein. Es sollten etwa 300 Gramm Ansatz entstanden sein, den Sie auf zwei Marmeladengläser aufteilen und mit zugedrehten Deckeln im Kühlschrank aufbewahren können. Da ich immer nur 150 g Ansatz für ein Brot verwende, habe ich den zweiten Ansatz verschenkt.